Die Formen der Beschäftigung in Polen und die aktuelle Arbeitsmarktsituation

Polen als ein Land mit fast 40 Millionen Einwohnern und im Vergleich zu anderen EU-Ländern immer noch relativ niedrigen Lohnkosten, bleibt ein attraktives Investitionsziel für ausländische, auch deutsche, Investoren. Polen wird seit Jahren als “Werkstatt Europas” wahrgenommen, aber ist das immer noch der Fall? Im heutigen Artikel werden wir versuchen, die häufigsten Fragen zu beantworten, die deutsche Investoren, die an Investitionen auf dem polnischen Arbeitsmarkt interessiert sind, stellen.

1. Inhaltsverzeichnis

   Ist es in Polen leichter, die Mitarbeiter zu finden als in Deutschland?

Es kommt darauf an, wen Sie suchen. Wenn man nach der polnische Arbeitnehmer sucht, die ohne Probleme nach Deutschland entsandt werden können, ist die Sache nicht einfach. Die Arbeitslosigkeit in Polen ist seit mehreren Jahren relativ niedrig (derzeit etwa 5 %), was unter anderem darauf zurückzuführen ist, dass viele polnische Arbeitnehmer abgewandert sind und in ganz Europa arbeiten.

2. Wie geht Polen also mit dem Arbeitskräftemangel um?

Hauptsächlich dank der Arbeitskräfte von jenseits der Ostgrenze, vor allem aus der Ukraine. In Polen leben heute mehr als 3 Millionen von ihnen, vor dem Krieg waren es mindestens 1,5 Millionen. Nach Schätzungen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) ist Polen der größte Markt für Zeitarbeiter aus anderen Ländern. Nach Schätzungen der genannten Organisation arbeiteten im Jahr 2018 rund 1,1 Millionen befristet beschäftigte Migranten von außerhalb der Union (USA 724.000, Deutschland 458.000)¹. Dies sind offizielle und sicherlich unterschätzte Zahlen.

3. Zu welchen Bedingungen werden Arbeitnehmer aus dem Osten beschäftigt?

Seit einigen Jahren gewinnt in Polen das so genannte Outsourcing von Dienstleistungen an Bedeutung und Popularität. Ein externes Unternehmen wird mit der Durchführung bestimmter Aufgaben oder Phasen des Produktionsprozesses beauftragt. Dies externes Unternehmen ist jedoch keine Zeitarbeitsfirma und stellt keine Arbeitnehmer zur Verfügung (obwohl es auch Zeitarbeitsfirmen auf dem polnischen Markt gibt), sondern übernimmt bestimmte Aufgaben mit eigenen Ressourcen. Die Produktionsarbeiter aus dem Osten werden am häufigsten im Rahmen des Outsourcings von Dienstleistungen eingestellt.

4. Wie lange dauert es, die Ostarbeiter in Polen legalisiert werden?

Es kommt darauf an, woher die Arbeiter kommen. Die Staatsangehörige von 6 Ländern können im Rahmen des so genannten vereinfachten Verfahrens beschäftigt werden, d.h.: Belarus, Georgien, Moldawien, Russland, Armenien und die Ukraine. Personen aus diesen Ländern können auf der Grundlage einer entsprechenden Erklärung des Arbeitgebers über die Bereitschaft, einen bestimmten Arbeitnehmer zu beschäftigen, beschäftigt werden. Eine solche Person kann bereits innerhalb von 7 Tagen nach Abgabe der entsprechenden Erklärung beim Arbeitsamt eine Beschäftigung aufnehmen. Auf der Grundlage der Betrauungserklärung ist es derzeit möglich, bis zu 24 Monate in Polen zu arbeiten und während dieser Zeit eine Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis zu beantragen. Die Arbeitserlaubnis für Vertreter anderer Nicht-EU-Länder wird innerhalb weniger bis mehrerer Monate erteilt.

5. Kann eine Zweigniederlassung eines ausländischen (deutschen) Unternehmens der Arbeitgeber der in der Zweigniederlassung beschäftigten Arbeitnehmer sein?

Grundsätzlich hat eine Zweigstelle eines ausländischen Unternehmens in Polen keine eigene Rechtspersönlichkeit und kann nicht selbst Partei in Handelsverträgen sein, die Verkäufe tätigen oder die Rechnungen ausstellen. Im Sinne der arbeitsrechtlichen Vorschriften kann sie jedoch selbständig einen Arbeitgeber und Partei eines Arbeitsvertrags sein. Die möglichen Regelungen für Arbeitnehmer, die in der Muttergesellschaft arbeiten, gelten daher nicht zwangsläufig auch für Arbeitnehmer, die in der Zweigniederlassung arbeiten.

6. Was sind die häufigsten Beschäftigungsformen in Polen?

Die Antwort wird wieder lauten: Es kommt darauf an, wer beschäftigt ist. Die Personen unter 26 Jahren, die ihre Ausbildung fortsetzen, werden meist auf der Grundlage eines Dienstvertrages beschäftigt (gewöhnlich keine öffentlich-rechtlichen Verpflichtungen mit Bezug auf der Beschäftigung). Bei qualifizierten Personen hingegen gewinnt die Zusammenarbeit im Rahmen eines B2B-Vertrags (als so genannter Freelancer) immer mehr an Beliebtheit. Viele ausländische Unternehmer, die es gewohnt sind, die Fachkräfte im Rahmen eines Arbeitsvertrags zu beschäftigen, müssen alle Vor- und Nachteile sorgfältig abwägen, um im Kampf um Talente wettbewerbsfähig zu bleiben. Vor allem IT-Unternehmer sind in letzter Zeit mit diesem Problem konfrontiert.

7. Ist es zulässig, einen B2B-Vertrag mit einem potenziellen oder tatsächlichen Arbeitnehmer abzuschließen?

Ja, es ist legal, eine Zusammenarbeit im Rahmen einer B2B-Vereinbarung einzugehen. Es müssen jedoch bestimmte Einschränkungen und Verpflichtungen berücksichtigt werden, die mit dieser Form der Zusammenarbeit verbunden sind. Eine solche Person hat viel mehr Freiheiten bei der Ausführung des Vertrags und sollte die mit der Tätigkeit verbundene Verantwortung und das Risiko tragen. Die Person kann mehr als einen Vertragspartner haben, muss es aber nicht. Nach den eingeführten steuerlichen Änderungen handelt es sich zweifellos auch um eine steuerlich sehr günstige Form der Zusammenarbeit (Möglichkeit der Besteuerung in Höhe von 12%-8,5% der erzielten Einnahmen).

8. Soll/Muss ein Vorstandsmitglied eine Vergütungsvereinbarung mit dem Unternehmen abschließen, um das Unternehmen zu verwalten?

Eine Person, die in den Vorstand berufen wird, kann eine Vereinbarung haben, nach der sie eine Vergütung für ihre Arbeit mit Bezug auf der Verwaltung des Unternehmens erhält, muss aber nicht. Der Bedarf an unbezahlter Arbeit kann insbesondere in der Anfangsphase eines Unternehmens entstehen. Wenn das Unternehmen noch nicht über ausreichende Mittel verfügt, um die Vorstandsmitglieder zu entlohnen.

9. Auf welcher Grundlage können Vorstandsmitglieder eine Vergütung erhalten?

Die Vorstandsmitglieder können aus folgenden Gründen eine Vergütung erhalten: Vergütung auf der Grundlage einer Ernennung durch den Beschluss der Gesellschafterversammlung, Vergütung auf der Grundlage eines Managervertrags (als Arbeitsvertrag oder zivilrechtlicher Dienstleistungsvertrag). Die Vorstandsmitglieder können in bestimmten Situationen auch eine Vergütung auf der Grundlage eines B2B-Vertrages erhalten. Es gibt eine Bedingung: der Gegenstand des Vertrags sind professionelle Dienstleistungen, die nicht zu ihren Aufgaben als Vorstandsmitglieder gehören.

10. Wie hoch sind die öffentlich-rechtlichen Kosten für die Beschäftigung eines Arbeitnehmers in Polen?

Die Einführung des so genannten “Polnischen Verordnung” hat die Regeln für die Berechnung des Arbeitnehmerentgelts verkompliziert. Es sollte davon ausgegangen werden, dass etwa 1/3 des Gehalts vom Bruttolohn abgezogen werden sollte. Wenn man die Kosten einer Beschäftigung auf der Grundlage eines durchschnittlichen Gehalts berechnen möchtet, verwendet man bitte unseren Rechner, mit dem man die durchschnittlichen Kosten einer Beschäftigung abschätzen kann.

Wir hoffen, dass die obigen Antworten die grundlegenden Zweifel in Bezug auf den polnischen Arbeitsrechtsmarkt zerstreuen werden. Wenn man weitere Fragen hat, kann man sich gerne an uns wenden.